Die Kirchenburg von Petersberg

Ein reich illustrierter Band von Heinrich Lukesch und Peter Klein zu Baugeschichte und Reparaturarbeiten

Die Kirchenburg von Petersberg = Biserica Evanghelică Fortificată din Sânpetru / Heinrich Lukesch, Peter Klein. - Sibiu: Editura Honterus, 2023, ISBN 978-606-008-143-2

Die im August des Vorjahres erfolgreich abgeschlossenen Sanierungsarbeiten an der Petersberger Kirchenburg erhalten nun einen willkommenen und schönen Nachklang durch das Erscheinen eines Bandes, der dieses besondere Baudenkmal der Petersberger vorstellt. Es handelt sich um eine ausführliche zweisprachige (rumänisch und deutsch) Dokumentation von Heinrich Lukesch (1927 – 2023) und dem Petersberger Pfarrer Dr. Peter Klein die 2023 in hervorragender Druckqualität im Hermannstädter Honterus-Verlag erschienen ist.
Der 180 Seiten starke Band ist durch zahlreiche Farb- und Schwarz-Weiß-Fotos illustriert: von Luftbildaufnahmen, Gesamtansichten aus verschiedenen Richtungen, bis Innen- und Außenaufnahmen der Kirche, Detailfotos zu Dachgewölbe, Glocken, Orgel, Kanzel, Kapellenfresko und anderen. Durch Nebeneinanderstellung älterer und aktueller Fotos aus demselben Blickwinkel kann der Betrachter den Zustand vor einigen Jahrzehnten mit der gegenwärtigen Lage vergleichen. Die über 200 Abbildungen umfassen auch zwölf künstlerische Zeichnungen von Heinrich Lukesch in Schwarz-Weiß zu Petersberg und seiner Kirchenburg sowie seine handschriftlichen Skizzen mit Aufmaßen der Grundrisse und Fassaden. Beigefügt ist der aufklappbare detaillierte Grundriss der Kirchenburg mit Legende der Baueingriffe im Laufe der Jahrhunderte und Erklärung der Bauten. Damit hat dieses Buch auch die Eigenschaften eines Albums und vereint technische Details mit schöner Graphik.

Im Vorwort von Pfarrer Klein als Herausgeber, Mitverfasser und Koordinator dieses umfangreichen Werkes erfährt der Leser wie er um 2005 das erste Mal die Broschüre von Heinrich Lukesch vor Augen bekam. Erst einige Jahre später reifte dann der Gedanke in Absprache mit Lukesch dessen in Deutschland vervollständigte Zusammenfassung („Die Kirchenburg von Petersberg in Maßen, Bildern und Worten“) mit Anmerkungen und Betrachtungen des Co-Autors zu den nach 2005 erfolgten Renovierungsarbeiten zu ergänzen und in einem Band zu veröffentlichen, wobei dieser Zusatz durch geänderte Schriftart gekennzeichnet ist. Erwähnt wird, dass der deutsche Architekt Sebastian Szaktilla, der 2007 eine erste Machbarkeitsstudie für eine schonende Renovierung vorstellte, genauso wie später Bauingenieur Csaba Bodor, der das über EU-Mittel geförderte Projekt zur Renovierung ausgearbeitet hat, von Lukeschs Studien begeistert waren. Das war nicht der Fall mit einem Bukarester Architekturbüro, das  ein vom Staat subventioniertes Projekt zur Umnutzung der Kirchenburg als Hotel anbieten wollte. Der evangelischen Kirchengemeinde Petersberg war aber ihre Kirchenburg zu wertvoll um für solche Vorhaben verändert und genutzt zu werden.

Aus dem von Heinrich Lukesch 1983 und 2005 verfassten Vorwort ist ersichtlich, wie wichtig ihm dieses alte Bauwerk war: „In mühevoller Arbeit habe ich jeden Mauerteil und viele besondere Steine, jeden Riss unserer Kirchenburg betrachtet, vermessen und notiert. Schließlich habe ich in ganz kleinem Maßstab 1:333 die Burg so gebaut, wie mir die bröckelnden Mauern auf jede Frage durch ihr Baumaterial und Beschaffenheit die Antwort geben.“

Die Beschreibung der Kirchenburg ist auf folgende Kapitel eingeteilt: Kirche, Wehrburg, Alte Kapelle, Zwinger und Wassergraben, Wirtschaftsgebäude, Kirchturm und Brunnen. Anschließend wird angeführt, welche Detail-Änderungen vorgenommen wurden oder in nächster Zukunft anstehen. Auch für die Forscher bleibt die Kirchenburg interessant: „In einer späteren Etappe sollen Forschungsprojekte zu Kapelle, dem Alten Kloster und dem Alten Wassergraben durchgeführt werden. Farb- und Steinrestauratoren, Kunsthistoriker, Geologen und Architekten sollen diese Kostbarkeiten fachmännisch untersuchen und beschreiben. Eine internationale Sommerakademie für Archäologen ist ebenfalls im Gespräch.“

Der Textteil des Bandes endet mit zwei Zeittafeln: eine zur Geschichte der Kirchenburg zwischen 1240 und 1996 und eine zweite als „Übersicht der Ereignisse und Reparaturen an der Kirchenburg ab 1996“. Um zu veranschaulichen, wie vielseitig und aufwendig diese Arbeiten waren, soll an dieser Stelle angeführt werden, was 2016 in Angriff genommen und durchgeführt wurde: „Die Burghüterwohnung im Erdgeschoss des Alten Rathauses wird wieder renoviert.Traditionelle Materialien und Techniken müssen wegen des Schwammbefalls angewendet werden. Die Fußböden  z.B. liegen auf einer Schüttung aus Sand und Kalkpulver, die Dielen sind geölt. Lack würde die Belüftung stören und den Schwamm begünstigen. Der Kellerfußboden wird um 30 cm abgesenkt und mit Ziegeln ausgelegt. Dadurch wird der große Mauerrest, von dem Heinrich Lukesch spricht, komplett sichtbar. Entlüftungsrohre werden vom Keller bis zum Dachboden eingezogen. Der Eingang zur Burghüterwohnung wird neu gestaltet. Dadurch wird der Zugang zum Ortsgefängnis frei. Dieses erhält einen neuen Ziegelfußboden. Im Dezember wird die neue Winterkirche im Obergeschoss des Alten Rathauses zur Verwendung freigegeben.“
Das Buch konnte mit Unterstützung des Landesforums und des Siebenbürgenforums erscheinen, die über das Departement für interethnische Beziehungen der rumänischen Regierung erfolgte. Verwendet wurden Fotos und Graphiken der Verfasser sowie von Matthias Winkelmann, Genu Ari{anu und Lauren]iu T˛tulescu. Die Übersetzung sicherten Esther Bodor und Anna Sylvester; für die Umschlaggestaltung zeichnet Elke Klein.